Kirchturmdenken

Kirchturmdenken

bei

Mehrmaschinenbedienung

Sie werden fragen gibt´s das wirklich?

Ich kann nur sagen, öfter als Sie denken.
Besonders dort, wo Maschinen den Takt angeben und die Mitarbeiter nur aufspannen und abnehmen oder „überwachende“ Tätigkeiten haben und während des Maschinentaktes (Wartezeit) kleine Tätigkeiten verrichten, um die Wartezeit produktiv zu nutzen. Das kann sein: Produktkontrolle, Entgraten, Klipse oder Kleinteile anbringen – auch für andere Produkte, also einfache Montagen, Labeln, etc.. Soweit so gut. Die Arbeitszeit des Mitarbeiters wird produktiv genutzt.

Schauen wir mal auf die Probleme die entstehen können, wenn EIN Mitarbeiter z.B. ZWEI Maschinen bedient. Die Takte der Maschinen sind meist unterschiedlich und beide Maschinen sollen am Laufen gehalten werden. Steht eine Maschine im Spritzguss/Extrusion etc. kann das zu Qualitätsmängeln und natürlich zu Taktverlusten führen. Die Qualität der Teile ist aber natürlich am Höchsten, wenn eine robuste und kontinuierliche Produktion stattfindet. Um das zu erreichen muss der Mitarbeiter, der die zwei Maschinen bedient, immer in der Lage sein so schnell zwischen den Maschinen zu wechseln, dass die Entnahmepuffer nicht voll, oder die Zuführungspuffer nicht leer laufen. Sollte das doch passieren, sollten Sie dem Mitarbeiter eine Strategie mit auf den Weg gegeben haben, welches Produkt wichtiger/empfindlicher/terminsensibler ist. Kurz eine Priorität, welche der beiden Maschinen stehen bleiben darf, welche nicht.

Das Problem wäre aber auch ganz anders zu lösen: Unsere Herangehensweise ist, dass ja der Maschinenbediener der zwei Nachbarmaschinen eigentlich das gleiche Problem hat. Warum hilft er dann nicht an dem ersten Arbeitsplatz mit aus?

Ganz einfach:

  • dafür wird er nicht bezahlt,
  • seine Maschinen sind viel einfacher zu bedienen,
  • er hat weniger Stress,
  • und außerdem gehen ihn die anderen Maschinen ja nix an!

Also Kirchturmdenken:
Meine Maschinen – Mein Kirchturm – Deine Maschinen – Dein Kirchturm

Was würde passieren, wenn Sie die beiden Mitarbeiter für alle vier Maschinen verantwortlich machen?

Die Erfahrung zeigt:

  • Die Maschinen haben weniger Taktverluste.
  • Die Produkte werden in gleichbleibender Qualität gefertigt, da die Maschine die Parameter halten kann.
  • Weniger Produktkontrolle und Wiederanlaufaufwand.
  • Die Mitarbeiter, wenn sie sich umgewöhnt haben (s. Change-Prozess), haben mehr Freude an der Arbeit, da sie selbstbestimmter sind.

Unsere Erfahrungen stützen sich dabei auf die Sparten Extrusion, Spritzguss und Metallverarbeitung spanhebend (Drehen, Fräßen, etc.).

Wir hatten dann aber auch schon die Aussagen: „Warum soll ich DEN denn an meine Maschine lassen?“ Das war bei der Umstellung von 1 Mitarbeiter bei 2 Drehbänke auf 6 Drehbänke mit 3 Mitarbeitern im Dreischichtbetrieb.

Meine Gegenfrage: „Wenn Sie Ihre Kollegen aus der Schicht nicht an Ihre Maschinen lassen wollen, warum darf der Kollege aus der nächsten Schicht dann an die Maschine?“. Die Antwort kam prompt: „Den kenn ich!“

Eigentlich eine traurige Aussage:

  • Der Mitarbeiter identifiziert sich mit seinen Maschinen, das ist bei erster Bertachtung gut, da tut er was er kann um das Beste aus dem Produkt raus zu holen. Die Stillstände und die Zeitverluste hat er aber nicht im Auge. In diesem Fall in der Woche mehr als 3 Schichten.
  • Warum kennt er den Kollegen aus der anderen Schicht und nicht seinen direkten „Mitarbeiter“? – Klarer Fall von Kirchturm. Er hat sprichwörtlich nicht über den Tellerrand hinaus geschaut.
  • Die Verweigerungshaltung „Den kenn ich nicht!“ sagt auch, dass der Change-Prozess eng begleitet werden muss, da die Haltung der Mitarbeiter ja bereits vor dem Start der Umstellung sichtbar ist.

Fazit:
Auch wenn sich die Mitarbeiter gegen neues wehren. Bei Mehrmaschinenbedienung ist zu überdenken das ein Mitarbeiter mehrere Maschinen hat. Ihre Mitarbeiter sind ihr höchstes gut und ihr Wissen um Tricks und Kniffe ist meist schwer zu ersetzen. Schützen Sie Ihre Investition, erleichtern Sie Ihren Mitarbeitern die Arbeit wo es geht, um robuste Prozesse und gute Qualität zu schaffen.

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