Wertanalyse

Die letzte Umdrehung macht fest

Wertanalyse

Wertanalyse bezieht sich, wie Sie wissen auf den Wert des Produktes, den der Kunde bereit ist zu bezahlen. Was sind Sie als Kunde bereit zu bezahlen? Das was Ihnen nützt!

Also wollen Sie weder für teures Material zahlen, wenn das Billige den gleichen Zweck erfüllt (Materialsubstitution), noch für Arbeit die Ihnen keinen „Wert“ bringt. Die für Sie keinen Wert hat, z.B. Transport oder Materialhandling!

Schon sind wir wieder bei wertschöpfenden und nicht wertschöpfenden Tätigkeiten!

Lassen Sie es mich an einem Beispiel erklären, bei dem ich die Wertanalyse das erste Mal anwenden durfte. Eine große Handelskette hat bei einem unsere Kunden Interesse an einem Kasperletheater für Kinder bekundet.

Was wollte der Kunde: Ein flach zusammenlegbares Etwas. Mit einem Loch in der Front, dass später die Bühne sein sollte. Stabil zum Aufstellen mit Bühnenvorhang und einer Wechselkulisse im Hintergrund. Das ganze möglichst bunt! Belassen wir es mal bei diesen Eigenschaften.

Leider hat die Handelskette einen Preis vorgegeben, der unterhalb der Herstellkosten des Produktes lag. Was tun? Die Überlegungen der Geschäftsleitung ging von – „Wir kürzen die Vorgabezeiten um die Verteilzeit!“ bis „Ist doch egal ob wir was verdienen, Hauptsache wir haben einen Auftrag!“

Nun die Ansätze sind Beide nicht zielführend. Der bessere Weg war, das Kasperletheater nach den Wünschen der Kunden zu durchleuchten. Die Front und die Seitenwände waren in der Angebotsphase aus Sperrholz und die Kulisse aus einer dünnen Furnierplatte, mit Stab oben drüber zum Einhängen an den Seitenwänden.

Gehen wir mal davon aus, Sie wissen, was man mit einem morphologischen Kasten anstellen, kann. Dann wissen sie, dass einzelnen Probleme gesammelt werden und diese Kreativitätstechnik Ihnen erlaubt, mehrere Vorschläge und Ideen je Einzelproblem zu sammeln und die besten Ideen für das Gesamtoptimum heraus zu suchen. Das ist wieder eine der Techniken die auf einem Blatt funktionieren und somit von jedem Teilnehmer mitgetragen werden.

Nach der Wertanalyse war die Front und die Seiten aus „Presspappe“ die nur außen glatt ist und lackierfähig. Die Kulisse war ein bedrucktes Stofftuch mit Schlaufe an der Oberseite, um den Stab zum Aufhängen durchstecken zu können.

Was ist passiert: Die Front und die Seiten wurden nur über das Material substituiert. Die Arbeitsschritte habe sich kaum geändert. Interessanter war die Änderung der Kulisse.

Der Stoff (billiges Leinen) ist:

  1. günstiger als irgendwelche Plattenware aus Holzwerkstoffen.
  2. die Verarbeitung und Bedruckung des Stoffes ist billiger zu realisieren, als auf Holz.
  3. da wir über Versand reden, haben wir auch eine Gewichtsreduzierung erreicht.
  4. der Stoff ist nachgiebig und bietet so zusätzliche Kundennutzen:
    • Verletzungsgefahr nicht mehr vorhanden
    • leichteres „durchkrabbeln“ für die Kinder
    • Besser auswechselbar durch eigene Vorlagen.

Die Vorteile haben den Kunden überzeugt,

  • das Kasperltheater wurde in´s Programm aufgenommen und genau diesem zusätzlichen Nutzen beworben.
  • der Lieferant konnte Geld mit dem modifizierten Produkt verdienen, was vorher nicht möglich war.
  • nur der Lieferant musste seine Skills erweitern, da er vorher (Holzspielwaren) mit Stoff keine oder sehr wenig Erfahrungen hatte.

Fazit:

Das Nachdenken über ein Produkt und Reduzieren auf den Nutzen für den Anwender, führt zu einem neuen Ansatz bei der Produktgestaltung. Dabei sollten wir neben der Materialsubstitution aber immer den Prozess vom Auftragseingang über die Produktion bis zur Auslieferung betrachten und die wertschöpfenden Tätigkeiten herausziehen. Nur das Eine oder Andere zu betrachten ist eigentlich sinnlos und nicht zielführend!